Posttraumatische Belastungsstörungen nach toxischen Beziehungen

29. März 2020 hghoyer

Posttraumatische Belastungsstörungen nach toxischen Beziehungen

Das Phänomen toxischer Beziehungen wird erst seit einigen Jahren genauer in der Psychologie, Therapie und Traumabewältigung untersucht. Lange Zeit wurden die möglichen Auswirkungen einer solchen Beziehung, die von emotionalem Missbrauch oder sogar durch emotionale Gewalt gekennzeichnet ist, unterschätzt. Unser Ziel ist die Aufklärung über eine mögliche posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) während oder nach einer solchen Beziehung.

Was sind posttraumatische Belastungsstörungen?

Diese “Störungen” beziehungsweise Beeinträchtigungen sind psychischer Art, die sich aber auch in körperlich Symptomen wie Schlafstörungen oder chronischer Erschöpfung äußern können. PTBS ist die Reaktion des menschlichen Gehirns auf traumatische Erlebnisse, also Situationen oder Handlungen, die das eigene Wohlergehen oder die Sicherheit von Leib und Seele grundlegend bedrohen. Durch die durchlebten Gefühle in Form von Todesangst, Resignation oder längerfristiger Verzweiflung ist es dem Körper nicht möglich, in den normalen Bewältigungsprozess einzutreten. Deshalb kommt es bei PTBS-Betroffenen zu immer wiederkehrenden Erinnerungen, wie zum Beispiel realen Flashbacks in einer Alltagssituation oder regelmäßigen Gedächtnislücken (partielle Amnesie).

Oft treten diese Belastungsstörungen als Reaktion auf extreme körperliche oder sexuelle Gewalt, Naturkatastrophen oder Krieg auf. Die Schwere des Traumas sowie der daraus resultierenden Beeinträchtigungen hängt von der jeweiligen Person und ihrer Umwelt ab.

Wie können posttraumatische Belastungsstörungen erkannt werden?

Es gibt typische Trauma Symptome, die nach entsprechenden Erfahrungen auftreten und das Leben der Betroffenen prägen. Das schließt auch tiefgehende charakterliche Veränderungen, die das ganze Verhalten der Person prägen, mit ein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • regelmäßige Albträume, die rund um das erlebte Trauma kreisen und ein Gefühl der Lähmung zurücklassen
  • Panikattacken im Alltag bei bestimmten Situationen, die durch einen Trigger (auslösender Impuls) hervorgerufen werden
  • chronische Schlafstörungen
  • erhöhte Reizbarkeit und dadurch verändertes Konfliktverhalten
  • Depressionen sowie depressive Verstimmungen
  • langsames Verschwinden von Vorlieben, Interessen und Bindungen an andere Personen
  • Abhängigkeitserkrankungen wie Drogen- oder Alkoholsucht

 

Warum sind diese Belastungsstörungen nach toxischen Beziehungen so häufig?

Für eine toxische Beziehung sind mehrere Faktoren charakteristisch, die langfristig ein Trauma und damit die PTBS auslösen können. Oft berichten Betroffene von folgenden Muster in ihrer Beziehung:

  • ein intensives Auf und Ab der Gefühle, was durch den Partner bewusst gefördert wird
  • eine aktive Sabotage des Selbstbewusstseins, um Abhängigkeiten zu schaffen die
  • die Herauslösung aus dem bislang stabilen sozialen Umfeld (Freunde, Familie)
  • Bestrafungen oder Sanktionen durch den Partner, etwa bei Diskussionen oder nicht-erwünschtem Verhalten
  • Bestrafung durch Liebesentzug und kurzzeitige Abnabelung beziehungsweise Isolation von dem Partner

Diese Verhaltensweisen durch den als destruktiv bezeichneten Partner stellen in der Summe emotionale Gewalt dar, die in der Psyche des anderen Partners tiefe Spuren hinterlässt. Durch den unbedingten Wunsch, die Beziehung zu erhalten und dafür die eigenen Verhaltensweisen zu ändern, entsteht eine Situation des permanentes Stresses. Intuitive Handlungen wie spontanes Lachen, Konfliktverhalten oder Diskussionen müssen stets reglementiert werden, da sonst ein Liebesentzug durch den Partner droht.

So wächst ein Atmosphäre der Unsicherheit, Angst und Instabilität, das eigene Urteils- und Erinnerungsvermögens wird fortwährend unter Druck gesetzt und entfremdet sich. Durch die bewusste Manipulation von Gefühlen und das Erschaffen einer emotionalen Abhängigkeit kann der betroffene Partner jedoch die toxische Beziehung nicht ohne weiteres verlassen. Auf diese Weise bilden sich immer mehr die Belastungsstörungen aus, besonders, wenn zu der emotionalen Misshandlung noch physische Gewalt dazukommt.

Wie kann eine die posttraumatische Belastungsstörung behandelt werden?

Um eine effektive Aufarbeitung des Traumas oder der Traumata zu erreichen, ist eine psychotherapeutische Behandlung in jedem Fall notwendig. In längerfristigen Behandlungszyklen, die mindestens 6 Monate umfassen, wird durch Gesprächs– und Verhaltenstherapie die Wurzel des Traumas betrachtet. Gemeinsam mit dem Therapeuten erarbeiten die Patienten Lösungsmuster und ihrer Situation angemessene Methoden, mit denen sie die Trauma Symptome wie Panikattacken, Flashbacks oder sich ankündigende Trigger im Alltag zunehmend alleine bewältigen können.

Ergänzend kann eine zusätzliche Behandlung durch Medikamente – vor allem im Zusammenspiel mit einer Depression oder profunden Angststörung – in Erwägung gezogen werden. Dieser Schritt muss jedoch individuell betrachtet werden, um mögliche Wechselwirkungen – etwa bei einer Abhängigkeit von Medikamenten oder Opiaten – auszuschließen.

Wie wichtig ist die Trennung von dem toxischen Partner und der spätere Umgang mit ihm für eine Aufarbeitung?

Für eine erfolgreiche Behandlung der Posttraumatische Belastungsstörungen in toxischen Beziehungen (PTBS) ist der Abstand zu dem toxischen Partner die unbedingte Voraussetzung. Der Erfolg einer Therapie ist gefährdet, solange sich der oder die Betroffene noch in dem destruktiven Umfeld befinden und Manipulationen durch den Partner sowie emotionalem Missbrauch ausgesetzt sind.

Oft versucht ein toxischer Partner den Erfolg einer therapeutischen Behandlung bewusst zu boykottieren, um die emotionalen Abhängigkeitsverhältnisse zu bewahren und den Partner so an sich zu binden. Daher ist die Distanzierung in Bezug auf Raum und Gefühle der einzige Weg, um sich dem “schleichenden Gift” zu entziehen, das eine toxische Beziehung auf seelischer Ebene darstellt. So können Betroffene ihre traumatischen Erfahrungen aufarbeiten, das beeinträchtigte Selbstbewusstsein aufbauen wieder lernen, ihrer Intuition zu vertrauen.

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Comments (12)

  1. Landt

    Ich bin 58 Jahre alt und habe Missbrauch in der Kindheit erlebt und meine Eltern waren toxisch und alle anderen Beziehungen auch. Ich hoffe auf Heilung und Hilfe.

    • Mätzler

      Wahr 11 Jahre mit einer toxischen Partnerin zusammen nun ist sie weg und ich merke jetzt die ganzen Nach Wirkungen zu. Habe ich schlaffprobleme Depressionen hatte schon panikattaken komm kaum noch im Alltag zur recht arbeiten geht gerade noch so lass mich jetzt erstmal in eine rea einweisen um meine Geschichte aufzuarbeiten da ich nie jemand meine private Situation erzählt habe

      • Anonymous

        Ich kann dir dazu meinen Hörkurs hier auf der Seite ans Herz legen.

      • hghoyer

        Wie geht es dir jetzt? Wie hilfreich war deine Reha? Wie fühlst du dich jetzt und was sind aktuell deine Gedanken?

  2. Landt

    Ich wünsche mir glücklich zu sein. Und ein Gegenüber auf Augen Höhe.

    • hghoyer

      Wie geht es dir jetzt? Kreuzendlich geht es immer darum, richtige Verbindungen zu bekommen. Ehrliche Verbindungen sind immer auf Augenhöhe. Das schwierige ist oftmals nur herauszubekommen, ob die Verbindung ehrlich im Sinne der Kommunikation dessen ist, was wirklich ist.

  3. Sailer

    Ich bin gerade dabei, mich aus einer toxischen Beziehung herauszulösen und es ist so schwer… Abwertungen und Beschimpfungen … und Bestrafungen, wenn ich nicht spurte. Nun Silent Treatment. Bin an dem Punkt, wo ich einfach nur noch alles verarbeiten und vergessen möchte und nach vorne schauen. Wie kann ein Mensch, den an liebt nur so gemein sein? Ein normaler Verstand kann das nicht begreifen. Und ein Herz schon gar nicht. Es hilft nur eins: 100 % Selbstliebe und nichts wie weg!

  4. Nick

    Ich M,46J, sozialarbeiter, fünf Jahre mit einer sehr toxischen Partnerin zusammen, die alles oben beschriebene erfüllt. Aber erst jetzt gemerkt was ich wirklich habe. Ich hätte es eher erkennen müssen! Da ich mich aber selber als Täter gefühlt habe weil ich soziale Kontakte und meine Kinder aus erster Ehe vernachlässigt hatte, kenne ich die Symptome von Trauma erst jetzt richtig. Nach der Trennung vor circa einem Jahr war ich absolut schreckhaft, viel Alkohol, Depression, das ganze Programm und vor allem sehr viele Schuldgefühle.
    Mein Anliegen: Kontakt zu jemanden dem es ähnlich geht. Gegebenenfalls auch noch jemand, eine Art Selbsthilfegruppe. Ich denke Mann oder Frau ist egal.
    Kontakt gerne über die unten angegebene E-Mail-Adresse.

    pfeile_lee0g@icloud.com

  5. Sara

    Hallo Nick,
    tut mir leid, dass es Dir so geht.
    Das dauert eine Weile, bis man sich wieder gefunden hat.
    Ich stehe auch noch mitten im Verarbeitungsprozess. Es gab sehr viele sehr bösartige Beschimpfungen meines Partners über einen langen Zeitraum und ich war fast 30 Jahre mit ihm zusammen. Er hatte gute Phasen, so dass ich immer dachte- na ja das wird schon wieder- bis zum nächsten Tiefschlag. So alle ein bis zwei Monate, manchmal auch drei oder vier.
    Er gab mir ständig suggestiv das Gefühl, ein völlig kranker inkompetenter und minderwertiger Mensch zu sein.
    Das hat meinen Selbstwert völlig auf Null gesetzt.
    Auch meine berufliche Qualifikation wurde immer wieder abgewertet, so dass ich immer mehr das Gefühl hatte, das ich nichts kann ( obwohl ich sehr gute Arbeitszeugnisse hatte und vorher gut klar kam).
    Ich wurde immer depressiver und war tatsächlich immer weniger in der Lage mein Berufsleben zu meistern.
    Am Ende hangelte ich mich von Hilfsjob zu Hilfsjob weil ich völlig überzeugt war, nichts anderes zu können.
    Jetzt bin ich fast schon zu alt um ein vernünftiges Berufsleben hin zu bekommen oder in meinen alten Beruf wieder ein zu steigen.
    Ich begann bei einer Firma als Aushilfskraft zu arbeiten und stellte fest, dass ich massive Ängste vor dem sozialen Umfeld und dem eigenen Versagen hatte und mich für alles ständig extrem schuldig fühlte und mich deshalb andauernd für alles entschuldigte.
    Auch hatte ich jetzt plötzlich auftretende starke Panikattacken im Umgang mit Kollegen.
    Ich ging zu einem Arzt, der mir eine Belastungsstörung bescheinigte.
    Habe es endlich geschafft mich zu trennen. Aber ich bin sehr unglücklich, weil es auch Familie war. Zwei Teenager unsere Kinder sind. Ich fühle mich auch sehr isoliert, weil man ihm mehr glaubt als mir ( da ich ja meistens als depressiv und inkompetent dargestellt wurde bin ich für den Freundeskreis auch anscheinend nicht ernst zu nehmen und unglaubwürdig, das hat mich am meisten traurig gemacht. )
    Auch ich bin froh, wenn ich mich mit jemandem austauschen kann.
    Jetzt mache ich gerade eine Therapie und versuche wieder ich selber zu werden, aber das ist gar nicht so einfach.
    Ich fühle mich oft traurig, einsam, oder auch gefühlstaub.
    Dazwischen gibt es Phasen, wo ich einfach nur froh bin, dass es endlich vorbei ist.
    Und dann wieder Phasen, wo ich unbeschwert und froh sein kann, weil ich weiß, dass er nicht da ist, um mich oder meine Fröhlichkeit zu diffamieren…oder die Stimmung runter zu ziehen…..aber insgesamt fühle ich mich noch nicht wieder so, wie ich vor der Beziehung war. Ich denke, es wird langsam, aber es braucht Zeit, auch sich selber zu verstehen und mit sich Geduld zu haben.
    Versuch heraus zu finden was Dir gut tut, und such nach Freunden, die Dich wirklich verstehen und Deine Gefühle ernst nehmen. ( Alkohol macht es eher noch schlimmer, lass nicht zu, dass sie Dein Leben zerstört).
    Alles Gute auf Deinem Weg.

  6. Ewa

    Ich bin Ewa 42 Jahre und mit einem Toxischen Mann zusammen.Meine Lebensfreude ist weg bin auch ständig Krank. Ich versuche normal zu Funktionieren und verstecke mein Schmerz.

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