24. April 2020 hghoyer

Tagebuchnotizen:

Wenn ich jemanden liebe und für diese Liebe viel investiere und dabei meine eigenen Werte missachte, dann kann das nicht gut gehen. Dann ist das eine negative Energiebilanz und eine falsche anmahne. Ich sehe sogar meine toxische Liebesbeziehung als Fehler an, der jedoch mein größtes Geschenk ist.

Wenn ich denke, jemand ändert sich mit der Zeit und irgendwann wird er mir das geben wenn ich ihm viel gebe, dann ist das ein Trugschluss. Jemand der meine Emotionen nicht beachtet, der meine Grenzen nicht respektiert, der mich trianguliert, belügt und mich mit meinen Bedürfnissen warten lässt, der ist für eine Beziehung nicht der richtige.

Das Geschenk daran ist, dass dieser Mensch jedoch enorm wichtig für mich ist. Denn ich bekomme absolut all das aufgezeigt, was ich im außen zu finden erhoffe. All das was ich letztendlich von einem anderen Menschen erwarte, dass muss ich mir erstmal selber geben.

Wahre Liebe braucht keinen Kampf, keine Anstrengung, keinen Vorschuss an Vertrauen und auch keine Hoffnung. Wahre liebe ist und wird nicht irgendwann vielleicht einmal. Ich denke es geht nicht darum Beziehungen grundsätzlich zu verhindern. Es geht nur darum nicht in jemanden vermeintlich das zu finden oder gefunden zu haben, nachdem wir uns schon immer gesehnt haben. Wenn ich auf einen Menschen treffe und denke: Wow, das kann doch nicht sein!!! Das ist doch diese Person auf die ich mein Leben lang gewartet habe. Und da es zu schön scheint um wahr zu sein gebe ich nun vollgas und denke: Wenn ich jetzt diesen Menschen glücklich machen kann und ihm alles gebe, dann wird er das auch für mich tun. Es ist nicht schlimm das zu versuchen. Wenn wir dann jedoch zuerst von unserem Bauchgefühl mitgeteilt bekommen: Hmmm, irgendwie hätte ich jetzt aber mehr erwartet… Oder: Komisch, ich war immer für meinen Partner da aber heute brauchte ich ihn und er war nicht für mich da und das war letztens auch bereits so. Warum bin ich denn verdammt nochmal nicht die Priorität nummer eins? Für mich ist doch auch mein Partner die Nummer eins… Dann ist das einfach ein ganz gewaltiger Hinweis, dass die Rechnung nicht aufgeht. Ich habe eine Tankstelle und verkaufe den Sprit offensichtlich so billig, das sich mein Business nicht lohnt! Lösung: Ich muss den Sprit teurer machen. Ganz einfach! Und wenn der Kunde dann denkt das es auf einmal zu teuer ist, dann ist es einfach der falsche. Wir dürfen unser Businessplan des Lebens anpassen.

Und das wurde mir noch nie so klar, wie nach meiner toxischen Beziehung. Letztendlich Loslassen und einsehen, dass ich das nicht mehr mitmache. Ich akzeptiere keine Grenzübertritte, ich möchte mich nicht mehr mit toxischen Spielchen triangulieren und belügen lassen. Ich akzeptiere nicht, dass mein Partner weder emotional noch physikalisch richtig für mich da ist und ich hin und wieder ein paar Brotkrümel hingeworfen bekomme.

Und ich muss fair anerkennen, dass ich diese Beziehung auch mitmanipuliert habe. Ich habe dem anderen auch von mir abhängig gemacht. Ich habe ihm einfach viel Honig um den Bart geschmiert und ihn durch meinen Support auch abhängig von mir gemacht. Dies sind alles Spielchen des Egos… Ich tue doch auch so viel für Dich und dann erst kann ich meine Rechnung aufstellen, meine Bilanz ziehen.

Diese Erkenntnis und dann die Konsequenz sich zu trennen und den Partner loszulassen, das verursacht natürlich einen riesigen Schmerz! Und diesen Schmerz kennen wir. Das ist der Schmerz unserer eigenen Wunden. Der Partner war das angenehmste Pflaster um diese Wunden nicht zu sehen. Oder anders ausgedrückt: Ich hatte Anteile meines inneren verletzen Kindes in den Keller gesperrt und schön die Tür zugehalten. Durch den Schmerz einen geliebten Menschen dann endgültig gehen zu lassen haben wir auf einmal keine Kraft mehr die Tür zuzuhalten und alles kommt ans Licht. Die Wunden sind offen! Dieser Schmerz ist gut! Denn nur durch Luft die jetzt an die Wunden kommt kann Heilung stattfinden. Oder das verletzte innere Kind darf sich zeigen. Der Schmerz braucht Aufmerksamkeit und will wahrgenommen werden. Wenn man sich diesem Schmerz voll hingibt, ihn akzeptiert und zugleich spürt: Es ist ein Schmerz der gesehen werden will, der aber nicht unserer Identität entspricht uns jedoch sehr wohl zu uns zurückbringt, dann wachsen wir. Dann wissen wir ganz genau was uns fehlt und der Schmerz leitet uns zu uns, bringt uns zurück in Kontakt mit uns selbst!

Seien wir doch jetzt empathisch mit uns selber und nicht mehr überempatisch mit dem anderen in der Hoffnung er würde uns dafür Liebe zurückgeben. Das funktioniert nicht!!!

Und dafür können wir dankbar sein. Ich bin dafür sogar sehr dankbar! Ich durfte die Erfahrung machen jemanden abartig zu lieben und in das Gefühl der Liebe zu kommen. Diese Liebeserfahrungen die bei einem toxischen Konstrukt abartig groß sind, so groß dass wir uns selbst vergessen inklusive unseren Werten und Bedürfnissen… die gilt es jetzt auf uns zu richten!

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