8. April 2020 hghoyer

Was ist ein emotionales Flashback im Rahmen einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (komplexe PTBS, K-PTBS, KPTBS)?

In einem emotionalen Flashback wird eine vergangene Situation wieder erlebt mit all ihren Emotionen. Diese Flashbacks werden durch Trigger ausgelöst. Dabei können die Trigger sehr individuell sein. Durch ein Flashback wird man emotional komplett in eine früher erlebte Situation zurückgeworfen. Diese sogenannten emotionalen Flashbacks sind typischer Bestandteil einer Traumatisierung bspw. während oder nach einer toxischen ggf. auch narzisstischen Beziehung. Wenn wir von Traumatisierungen durch toxische Beziehungen sprechen, dann reden wir von komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen (komplexe PTBS, K-PTBS) [Komplexe posttraumatische Belastungsstörung @ Wikipedia ].

Im Gegensatz zu einer „normalen“ Traumatisierung, also der „normalen“ Posttraumatischen Belastungsstörung haben wir bei der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung keine klar definierten Situationen (wie beispielsweise eine Bombenexplosion bei Kriegsveteranen), sondern wir werden lediglich in ein emotionales Energiefeld zurückgeworfen. Wir werden also nicht an eine konkrete Situation erinnert. Daher sind wir durch einen Trigger auf einmal in einem möglicherweise extremen Emotionalen Zustand, ohne zu wissen, was eigentlich los ist! Bitte beachte:

Posttraumatischen Belastungsstörung

Singular identifizierbares externes Ereignis aufgrund einer externen „Gewalt“, das als visueller Rückblick durch identifizierbare Auslöser, z.B. Ein lauter Knall lässt einen ehemaligen Soldaten in Deckung rennen.

komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung

Fortlaufende subjektiv erlebte interne Ereignisse, die aus emotionalem Missbrauch resultieren und als „emotionale Rückblenden“, die durch kontextbezogene Auslöser verursacht werden, z.B. Ein herausforderndes Szenario versetzt den Erwachsenen in einen Zustand kindlicher Hilflosigkeit und Verlassenheitsdepression.

Bitte beachte: Dies ist eine sehr starke Vereinfachung des Themas der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen (komplexe PTBS, K-PTBS)!!!

Manchmal trifft man auch auf Menschen, die einfach sich als Opfer von komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen darstellen. Solche Menschen definieren dann alles als sog. Trigger, was sie nicht mögen! Dies ist jedoch nicht lustig und man sollte bei solchen Menschen stark aufpassen.

 

Die nun alles entscheidende Frage: Können wir emotionale Flashbacks in den Griff bekommen?

Ja, das können wir. Es ist jedoch ein wenig Arbeit und Zeit notwendig und wir benötigen einen hohen Grad an Bewusstheit. Was sind also die wesentlichen Dinge zum Stoppen heftiger emotionaler Flashbacks nach toxischem Liebeskumer oder nach toxischen Beziehungen etwa mit Menschen mit Cluster B Persönlichkeitsstörungen (Narzissten / Borderlinern)?

  1. Verantwortung, Bewusstsein und Kontrolle über den eigenen emotionalen, physischen und psychischen Zustand übernehmen.
  2. Klarheit darüber bekommen, wann und wodurch emotionale Flashbacks auftreten.
  3. Emotionale Rückblenden können gestoppt werden, indem Techniken entwickelt werden, um Muster zu unterbrechen, zu dekonstruieren und anzugehen, und wir eine gewisse mentale Stärke entwickeln und diese Technik konsequent anwenden.

Alles wird gut: Legen wir los und befreien wir uns von emotionalen Flashbacks und heilen unsere komplexe posttraumatische Belastungsstörung!

Stelle Dir vor du bist der Kapitän einer kleinen Segelyacht. Du hast neben vielen Instrumenten an Board eine Karte, auf der Du Dir ein Ziel abgesteckt hast. Und natürlich hast Du auch ein paar Messgeräte für Wetter an Bord. Zusätzlich bekommst du noch über Funk ein paar Wetterdaten.

Was ist nun Deine Aufgabe als Kapitän? Du musst Dir zunächst sicher sein, in welchem Zustand sich Deine Yacht befindet. Ist alles in Ordnung? Gibt es Beschädigungen oder schwache Stellen? Kann ich die geplante Tour also machen oder ist die Etappe ggf. zu groß mit der ein oder anderen aktuellen Macke?

Emotionale Flashbacks sind erlernte Stress-Reaktionen in unserem Überlebensmodus. Daher können sie umso häufiger und auch stärker auftreten, je gestresster wir sind. Um komplexe posttraumatische Belastungsstörungen also möglichst effektiv und effizient heilen zu können ist die Vermeidung gestresster Zustände grundsätzlich wichtig. Möglichst stressfrei zu leben hat also oberste Priorität!!!

Also: Wir versuchen in erster Linie sämtlichen Stress zu minimieren und von uns zu halten. Weiterhin achten wir darauf, mögliche Triggerquellen auszuschalten. Zurück zur Kapitän-Metapher: Wir achten, dass wir unser Boot schön im Wind haben, jedoch nicht zu steil segeln! Wir sind auch im Bild über Wellen und Wetterlage!

Je sicherer wir in der Lage sind unser Boot zu steuern, desto besser kommen wir durch ggf. auftretende Stürme oder desto besser können wir sie bei Bedarf umschiffen!

 

Wenn wir uns also bewusstwerden, welche Situationen bestimmte Emotionen hervorrufen, haben wir die Möglichkeit, sie zu kontrollieren, bevor sie sich entwickeln. Wir müssen nicht unbewussten, konditionierten emotionalen Reaktionen ausgeliefert sein.

Kontrolle und Bewusstsein über den eigenen Zustand im Hier und Jetzt

Dies ist der Schlüssel. Wenn wir alleine mehr Bewusstheit in unser Leben im Hier und Jetzt bringen, wird sich unser Leben um 180 Grad drehen. Ziel ist es zunehmend achtsamer und bewusster über unser Denken und über unsere Emotionen zu sein.

 

Tägliche Checkliste gegen emotionale Flashbacks (komplexe PTBS, K-PTBS, KPTBS)

Ernährung

Eine beschissene Ernährung und beispielsweise ein hastiger Mittag vor dem Computer ist definitiv nicht gut in einem solchen Zustand. Achte auf eine gute, gesunde und ausgewogene Ernährung. Trinke täglich mindestens 2 Liter Wasser.

Suchtmittel

Keine Drogen, keinen Alkohol, keine Zigaretten etc.

Stresslevel

Sei gut zu Dir und stresse Dich vor allem auch nicht selbst. Akzeptiere radikal wer Du bist und was gerade ist. Liebe Dich immer da, wo du gerade bist und stehst. Sich selbst Druck zu machen ist das letzte was Du nun brauchst. Sei achtsam und sei im Jetzt: Denn Heilung kann nur im Jetzt passieren. Alles im Leben und jegliche Veränderung kann sowieso nur im Jetzt geschehen!

Sport und Bewegung

Dein Körper braucht ein tägliches Bewegungspensum, um sich wohl zu fühlen und um vor allem auch Stress abzubauen. Wieviel für Dich das richtige ist, kannst nur Du selbst spüren.

Intime Beziehungen

Intimität ist der Schlüssel zum Wohlbefinden. Versuche täglich mit anderen zu interagieren, die sich um Dich kümmern und bei denen Du dich wohlfühlst.

Musik, Massage, Journaling (Tagebuchschreiben), Kunst und Kreativität

Musik und kreative Beschäftigungen sind mehr als hilfreich und helfen enorm!!! Es ist vor allem die Konzentration auf die kreative Tätigkeit, die Heilsam ist. Beim Musikhören ist es die Konzentration auf den Rhythmus und auf die Emotionen, die beim Hören freigesetzt werden. Beim Malen von Bildern ist es eher die Konzentration und die Verschmelzung mit der Tätigkeit.

Wir intensivieren das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten

Wir bestimmen selbst, was in unserem Fokus ist. Auf was ich meine Aufmerksamkeit richte, das wird größer! Wenn ich also meine Aufmerksamkeit z. B. auf meine Atmung richte, dann bekommen die Gedanken weniger und ich komme da schnell aus dem Strudel…

Wenn sich ein Sturm entwickelt

Manchmal ist man ohne jegliche Vorwarnung auf einmal mit seinem kleinen Boot mitten im Herzen eines Sturmes! Irgendwie ist dieser Sturm auf einmal da. Sehr häufig jedoch gibt es bereits im Vorfeld Hinweise auf einen Sturm in der Nähe. Und wenn man lernt auf diese Hinweise zu achten, dann kann man sich ggf. noch geschickt herausmanövrieren oder zumindest die Regenjacke anziehen! Wenn man häufiger in schlechte Wetterlagen gerät ist das auch wieder ein Anlass, um folgendes zu überprüfen: Schlafe ich ausreichend, ernähre ich mich gut, konsumiere ich Drogen wie Alkohol? All das kann mich aus meiner Ruhe bringen! Mit der Zeit lernst Du immer mehr über Deinen inneren Zustand und entwickelst zunehmend mehr Bewusstsein für Dich selbst. Du entwickelst wirkliches Selbstbewusstsein.

Einfach mal eine Pause machen, sich aus der Situation ausklinken, etc. Tief durchatmen, ein paar bewusste Atemzüge nehmen… Ein emotionales Flashback kündigt sich meistens an… Vielleicht können wir das emotionale Flashback auch als Gedankenstrom bezeichnen, in den man hineingezogen wird… Ein Gedankenstrom in Kombination mit Gefühlen. Und beide zusammen machen einen emotionalen Wirbelsturm. Die Gefühle geben den Gedanken und der ggf. destruktiven Gedankenrichtung Energie. Die daraus entstehenden Gedanken erzeugen wiederum entsprechend negative Emotionen usw.

 

Mitten im Sturm

Ich habe immer zwei Chancen. Entweder, ich sehe den Sturm auf mich zu kommen und weiche geschickt aus. Wenn mir das nicht gelingt, dann habe ich immer eine zweite Chance und Herausforderung: Ich muss möglichst schnell durch den Sturm, indem ich mich ja bereits befinde! Wie komme ich nun möglichst schnell durch den Sturm?

Wenn der Film also bereits läuft… dann kann ich lernen, dass ich nicht der Film bin. Es hilft dann, wenn ich mir meine Gedanken und Emotionen etwa wie einen reißenden Fluss vorstelle, der an mir vorbeirauscht. Oder ich stelle mir das ganze wie Wetter vor: Es ist ein Unwetter, das gerade über mich hinwegfegt. Oder ich stelle mir vor: Ich bin der Fernseher, auf dem gerade ein Film läuft. In Wirklichkeit kann dem Fernseher jedoch nichts passieren. Egal wie brutal der Horrorfilm gerade ist: Der Bildschirm wird von dem Film keinen Schaden nehmen! Der Trick ist also, sich nicht mit dem Film zu identifizieren, der gerade auf unserer Leinwand läuft! Wie cool wäre es, wenn wir einfach der Fernseher sind und das als unsere Konstante wahrnehmen. Dann wären wir also absolut frei. Es ist auf einmal nicht mehr so wichtig, welche Gefühle um uns herum sind. Wir akzeptieren radikal, was gerade ist! Und das können wir dadurch, weil wir uns damit nicht mehr identifizieren. Wir sind frei vom emotionalen Flashback!

Um emotionale Flashbacks nicht mehr zu erleben, hilft natürlich auch Tagebuch schreiben. Ideal wäre auch ein Therapeut, der sich auf die Behandlung komplexer Posttraumatischer Belastungsstörungen spezialisiert hat. Leider sind solch spezialisierte Therapeuten sehr sehr rar! Also müssen wir im Zweifel selbst unser Therapeut sein und diszipliniert durch diesen Heilungsprozess! Wir müssen selbst der Kapitän unseres Lebens werden. Und mit dem Schreiben eines Tagebuches geht das sehr gut! Dies ist eine großartige Übung und Hilfe, um uns unserer Bedürfnisse bewusst zu werden!

Emotionale Flashbacks haben immer etwas mit der Ablehnung unserer eigenen emotionalen Bedürfnisse und der Vermeidung von Emotionen wir Trauer und Wut zu tun. Wenn ich Tagebuch schreibe, dann sind folgende Punkte schonmal eine wichtige Notiz:

  • Wann ist das emotionale Flashback aufgetreten?
  • Wie ist es aufgetreten?
  • Wie hat sich das emotionale Flashback konkret entwickelt?

 

Achtsamkeit mag in der heutigen Kultur ein beliebtes Wort sein und es ist sicherlich der Schlüssel zur Lösung vieler psychologischer Schwierigkeiten.

Dank an die unersetzlichen positiven Vorteile einer angemessenen Trauer. Auf diese Weise lösen wir die überwältigenden Gefühle aus unserer Vergangenheit. Indem wir über die Verluste der Vergangenheit trauern, geben wir Raum, um heute neue gesunde Erfahrungen in unser Leben zu bringen. Und indem wir trauern, verringern wir die kritisierende innere Stimme, die oft unser schlimmster Feind für die Genesung ist.

–> Also wir richten ganz bewusst unsere Aufmerksamkeit auf das traurige Gefühl, wenn es sich zeigt. Die alternative ist Widerstand gegen das, was ist. Und das geht dann nach hinten los. Wiederstand treibt das Ego an und wir versuchen die aktuelle Situation umzudenken und entfernen uns von uns selbst.

Selbstmitgefühl ist der Schlüssel zur Überwindung von CPTSD. Es ist der Saft, der den Heilmotor antreibt.

Wenn Du unter emotionalen Flashbacks leidest, bedeutet dies, dass Du in Deiner Vergangenheit traumatische Ereignisse erlebt hast, bei denen Du auf die eine oder andere Weise nicht in der Lage warst, Dich um Deine Bedürfnisse zu kümmern.

Wenn Sie sich jemals verwirrt fühlen, wie Sie weitermachen sollen, oder das Gefühl haben, dass Sie keine Traktion bekommen, kehren Sie immer zum Üben des Gefühls zurück. Es wird dich emotional entsperren
wieder klar denken können. Wenn Sie mehr Hilfe und Training mit diesen beiden Fähigkeiten benötigen, habe ich auf der Website spartanlifecoach.com einen umfangreichen Kurs mit dem Titel „Emotionale Alphabetisierung“, der eine vollständige Anleitung bietet.
Selbstmitgefühl ist der Schlüssel zur Überwindung von komplexer posttraumatischer Belastungsstörung. Es ist der Saft, der den Heilmotor antreibt.
Die Flashbacks wirken wie ein Warnsystem, um verletzende Situationen aus der Vergangenheit nicht wiederholen zu lassen. Indem Du dich selbst pflegst und Deine Bedürfnisse und Ziele erfüllst, gewinnst Du wieder das unbewusste Vertrauen in Dich selbst, um zu wissen, dass Du in Sicherheit bist, was auch immer passiert. Und an diesem Ort der Sicherheit wirst du heilen.

Comments (4)

  1. Jaclyn

    Sehr anschaulich beschrieben, zumal dieses Thema ja oft gar nicht erst in Erwägung gezogen wird. Häufig werden falsche Diagnosen gestellt und dem Betroffenen kann nicht adäquat geholfen werden. Wenn man aber erst einmal verstanden hat, was im Inneren abgeht, kann man besser und konkreter damit umgehen..

    • hghoyer

      Danke, lese deinen Kommentar erst jetzt. Ich bin mittlerweile viel weiter. Der Kern ist das Thema: Bindungstrauma und Entwicklungstrauma. Kreuzendlich geht es im Bezeichnungen immer um das Thema Kommunikation. Ich habe auch einen Telegramm Kanal mit News und Updates:
      https://t.me/loveandsoulde

  2. Yvonne

    Danke,
    Danke das Sie sich die Zeit genommen haben, dass alles so zu schreiben wie es dort steht & zugänglich gemacht haben, dass jeder es lesen kann.

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